Bei der Waldolympiade die Natur entdecken
Martas Gästehäuser Groß Väter See erforschen mit Gruppen Wald & Seen
Vorsichtig gießt Ludwig Kästner Wasser durch ein Sieb, das seine jüngere Cousine hält. Der Neunjährige interessiert sich sehr für Umwelt, Natur, Technik und hört gut zu, was Erlebnispädagogin Silke Hagemann am Schaukasten erklärt: „Wenn man schmutziges Wasser durch ein Sieb gießt, bleiben die großen Schmutzpartikel hängen. Erst nach dem ihr das Wasser durch den Trichter in die Pflanzenkläranlage gegossen habt, wird es gefiltert und ganz sauber.“ Heute lernt Ludwig zusammen mit seinen beiden Geschwistern und den fünf Cousins und Cousinen die natürliche Wasserreinigung auf dem Gelände der martas Gästehäuser Groß Väter See kennen. Die Familienferienstätte begeht dieses Jahr ihr 35-jähriges Jubiläum.

Familien, Schulklassen, Kitagruppen und andere Interessierte können in der Schorfheide-Chorin mitten in idyllischer Natur am Groß Väter See viel lernen über heimische Pflanzen und Tiere. So vielfältig wie die Käfer, Wildblumen und Bäume sind auch die Bildungsangebote: Da gibt es einen Parcours im Grünen, genannt „Waldolympiade“. „Der eignet sich für Kinder bis zur sechsten Klasse und wird in Eigenregie der Betreuenden durchgeführt“, weiß Silke Hagemann. An Fühlkästen mit Kastanien, Stöcken oder Kiefernzapfen können die Teilnehmenden ihren Tastsinn schulen, danach wird möglichst weit gehüpft. Die angebrachten Markierungen zeigen, wie weit der Sprung war: Wie der eines Eichhörnchens oder der eines Fuchses. Acht Umweltpädagog:innen kooperieren mit dem Feriendorf. Sie bieten beispielsweise Wasserexpeditionen an, bei denen Kinder ausgestattet mit Fernglas, Kescher und Mikroskop das Leben am und im See untersuchen. Floßbau-Workshops helfen beim Teambuilding. „Und auch die Waldsafari wird sehr gerne gebucht“, weiß Silke Hagemann. An drei Tagen erkunden die Kinder dabei das umliegende UNESCO-Biosphärenreservat mit den alten Bäumen, suchen Fraß- und Fußspuren von Tieren und schauen, in welchen Höhlen diese leben.
„Außerdem wird das nahegelegene Moor erkundet und bei gutem Wetter geht es ein Stück barfuß durch das Feuchtgebiet,“ sagt sie. Für viele ist das ein Höhepunkt. Denn nicht alle Kinder kennen Wälder. „Manche haben Angst in der freien Natur, weil sie Mücken und Zecken fürchten oder es ihnen dort in der Dämmerung zu unheimlich ist“, sagt die Erlebnispädagogin.
Umso mehr freut sie sich, wenn die Kinder sich während des Aufenthaltes langsam entspannen. Dabei hilft oft auch ein selbst gebasteltes Kräuterkissen gefüllt mit Lavendel oder Zitronenmelisse. Silke Hagemann hat beobachtet: „Wenn Kinder die Natur sehen, riechen und schmecken, kehrt schnell innere Ruhe ein.“

Auch Ludwig und die anderen sind konzentriert bei der Sache: Die Älteren haben das Prinzip der Wasser-Reinigung verstanden und gießen zusammen mit den Jüngeren das vorgereinigte Wasser aus den Gläsern in einen grauen Trichter. Von dort gelangt es in das nach gebaute Modell einer Pflanzenkläranlage, die mit Steinen unterschiedlicher Größe und Sand gefüllt ist. So nachhaltig wie möglich zu sein, haben sich die martas Gästehäuser der Berliner Stadtmission auf die Fahne geschrieben. Der Bau der Pflanzenkläranlage im vergangenen Jahr war dazu ein weiterer wichtiger Schritt. Früher wurden in der Sommersaison täglich 20 Kubikmeter Abwasser abgefahren.
Dabei entstand jeden Tag ein Fahrweg von 150 Kilometern. Silke Hagemann erklärt:„Der entfällt nun und wir sparen mehr als 85 Prozent CO2 ein. Außerdem geben wir das Wasser dem Waldboden zurück.“ Auch das sehen die Kinder und entnehmen mit einem Glas an einem Stab Proben des gereinigten Wassers. „Das ist ja richtig klar“, sagt Ludwig und zeigt das Ergebnis auch seinen Großeltern Peter (57) und Maria Schumann (56). Beide sind berufstätig und wollen die Familien der Töchter trotzdem regelmäßig sehen. „Aber im Alltag fehlt oft die Zeit dafür“, sagt Maria Schumann. Deshalb versucht die Großfamilie einmal im Jahr, zusammen Urlaub zu machen. Schon zum zweiten Mal sind alle in den martas Gästehäusern Groß Väter See: „Wir genießen es sehr, dass unsere Enkel sich frei auf dem Gelände bewegen können und viel draußen sind.“ Nachdem die Kinder ausgiebig mit dem Wasser an der Pflanzenkläranlage herumexperimentiert haben, wollen die jüngeren Ziegen streicheln gehen. Und auf die älteren wartet am Nachmittag schon das nächste Abenteuer: Sie wollen sich bei einem Workshop im Bogenschießen ausprobieren.