Zum Frühlingsbeginn ging es hoch her im FSJ-Kosmos der Stadtmission! Beim Umzug der Büros und der FSJ-WG ins neue „Zentrum am Potsdamer Platz“ (oder wie der Stadtmissionar sagt: „ZaPP“) ist leider der Karton mit unseren Arbeitsverträgen verloren gegangen. Was darauf folgte, war ein großes bürokratisches Durcheinander, was darin endete, dass wir nun alle unsere alten Einsatzstellen verlassen mussten und stattdessen als Kollektiv die neue Partykirche der Stadtmission im Keller des ZaPP leiten.
Na, bis wohin habt ihr mir noch geglaubt? Passend zum Monat konnte ich es mir nicht verkneifen, mit einem kleinen Aprilscherz diesen Eintrag zu starten. Denn leider muss man sich, um wilde Geschichten erzählen zu können, immer noch seiner Fantasie bedienen. In Berlin treibt das fiese C nach wie vor sein Unwesen und hält die Stadt in einem merkwürdigen Wachkoma. Auf den ersten Blick sieht zwar vieles ganz normal aus, und doch fühlt sich das meiste irgendwie distanziert an. Zumal neuerdings alle Berliner:innen um 21:00 zuhause sein müssen. Wir hoffen darauf, dass die neuen Maßnahmen wirken und die Pandemie sich bald wieder beruhigt!
Das heißt jedoch nicht, dass bei uns gar nichts passiert ist, ganz im Gegenteil. Der Monat begann mit dem Osterfest, somit also mit Heimaturlaub für die einen und Gottesdiensten in den Stadtmissions-Gemeinden für die anderen. Die Stadtmission hatte sich nämlich entschieden, die Gottesdienste in den Gemeinden mit den gut eingeübten Hygienekonzepten trotz Lockdown zu feiern. Tatsächlich ging alles gut und viele Gemeindemitglieder haben sich darüber gefreut.
Spaß hatten wir trotzdem, den Uli und Dörte hatten einige spannende Zeitzeugen und Referent:innen eingeladen, die unseren Horizont tatsächlich ein Stück erweitern konnten. Highlights für mich waren die Einheiten zu politischer Verfolgung sowie Antisemitismus & Verschwörungstheorien. Über den Ausflugstag, an dem wir in Kleingruppen Gedenkstätten in Berlin besucht haben und über den gemeinsamen Abschlusstag (natürlich beides mit Testung) habe ich mich besonders gefreut, denn es war mal wieder eine Möglichkeit, als FSJ-Berliner die Leute aus der WG zu treffen. Erfreulicherweise haben wir trotz Kontaktbeschränkungen in den letzten Wochen ein paar Möglichkeiten gefunden, näher zusammen zu wachen und inzwischen sind mir viele mit FSJler:innen überraschend vertraut geworden.
Dann ist noch zu erwähnen, dass mit dem April auch die Kältehilfesaison der Stadtmission zu Ende gegangen ist. Die Kältebusse stehen jetzt wieder rund um die Uhr auf ihren Parkplätzen und in der Notübernachtung brennt nur noch ganz selten mal Licht. Damit haben sich auch unsere Arbeitszeiten wieder verändert. Viele sind jetzt wieder die volle Zeit in ihren eigentlichen Einsatzstellen, einige arbeiten die Zeit nun in der „Unterkunft zur Anspruchsklärung“ (ein viel zu langer Name, insofern reicht ein flottes: UzA), einer 24/7 Erstunterkunft für Menschen von der Straße, die von dort aus weiter ins Berliner Hilfesystem vermittelt werden. Die Schichten dort sind in der Regel sehr entspannt und wir haben Zeit, mit den Gästen ins Gespräch zu kommen, was die ein oder andere berührende Anekdote zutage fördert.
Kurz bevor die Kältehilfe zu Ende ging, gab es aber noch ein großes Highlight! In letzter Minute haben wir über den Berliner Senat die Möglichkeit bekommen, an zwei Tagen Bedürftige gegen das Coronavirus zu impfen. Das Vakazin von Johnson&Johnson wurde gerade rechtzeitig für uns zugelassen. Das war für unsere Zwecke, denn man braucht davon nur eine Impfdosis für den vollständigen Impfschutz. Tatsächlich konnten wir so an den letzten beiden Tagen der Saison 350 Menschen vollständig impfen, bevor sie ein knappes halbes Jahr institutionell schlechter greifbar werden. Die FSJler:innen von uns, die beim Impfen mitgearbeitet haben, konnten in viele glückliche Gesichter schauen. Welch ein Segen für alle Bedürftigen, die nun von ihren vielen Sorgen eine weniger haben!
Nun beginnt der Mai und das ZaH ist pünktlich dazu richtig grün geworden! Wir freuen uns auf die nächsten warmen Wochen und Monate in Berlin und in der Stadtmission und hoffen, dass wir die Zeit noch einmal richtig nutzen können – für coole Projekte in unseren Einsatzstellen, aber auch um Zeit miteinander zu haben und die Stadt besser kennenzulernen. Denn langsam aber sicher schleicht sich auch ein anderes Gefühl ein: Zwei Drittel unserer FSJ-Zeit sind bereits vergangen. Und irgendwann wird ein Zeitpunkt kommen, an dem wir unser lieb gewonnenes Stadtmissionsleben gegen ein anderes eintauschen müssen. Aber noch ist dieses Gefühl sehr vage und dumpf. Dazu also ein andern Mal mehr. Jetzt bleibt es erst mal alles richtig gut!
Es grüßt euch ganz herzlich auch im Namen aller anderen FSJler:innen
Tobi