Nun ist es so weit, der August ist vergangen und damit für uns der Moment gekommen, unseren Hut zu nehmen und der Stadtmission Adieu zu sagen. Für die meisten von uns kam das Ende unseres FSJ schneller als erwartet, denn der Sommer war richtig voll mit schönen Erlebnissen und die Zeit ist wie im Flug vergangen.
Der August begann, wie der Juli endete: In den Sommercamps in Groß-Väter-See und auf Zingst haben einige von uns die Kinderbetreuung übernommen und somit dauerte es ein bisschen, bis wir uns in größerer Runde wieder mal gesehen haben. Doch auch verteilt auf unterschiedliche Orte haben wir jeweils aus den langen Tagen, kurzen Nächten und dem lauen Wetter das beste rausgeholt und die Zeit mit Outdoor-Aktivitäten wie z. B. baden oder Bierball gefüllt.
Wiedergetroffen haben sich die meisten dann Mitte August auf Zingst, wo die Freiwilligen-WG die letzte Woche Kinderbetreuung gemeinsam übernommen hat. Mit neun Leuten war das Team natürlich stark überbesetzt, sodass für jede:n zwischendurch auch viel Zeit war, am Strand tagsüber die Sonne oder nachts den Sternenhimmel zu genießen. Für die letzten zwei Tage bin ich dort oben noch dazu gestoßen und konnte noch eine ordentliche Portion von Sonne, Sternen und natürlich den Restbeständen der Kaltgetränke (Alles-muss-raus-Kreation von Barbara: Gin-Aperol-Tonic) abgreifen.
Nach einem aufregenden Regionalbahntrip durch die vorpommersche Nacht und einem kurzen Wochenende in Berlin ging es dann aufs Abschlussseminar nach Gussow. Dies ist ein kleiner Ort im Spreewald, in welchem die Stadtmission auf einem Seegrundstück zwei Gruppenhäuser unterhält. Für eine knappe Woche haben wir uns in eins der Häuser einquartiert und mit unseren Seminarleiter:innen Caro, Dörte und Uli ein tolles Seminar verbracht. In tollen Einheiten haben wir uns mit der Reflexion der letzten zwölf Monate und unseren Perspektiven auf „Lebensglück“ beschäftigt, aber auch Zeit gehabt um z. B. mit Kanus die Gegend zu erkunden. Da wir uns über die letzten Monate alle ziemlich gut kennengelernt haben, hat sich die Zeit tatsächlich eher wie Urlaub mit Freunden als wie ein anstrengendes Seminar angefühlt und dementsprechend haben wir unsere Freizeit kräftig genutzt und z. T. auch bis tief in die Nacht verlängert.
Beim kreativen Rückblick auf das Jahr hat die Gruppe um die poetische Peggy (a.k.a. Paula) ein Gedicht geschrieben. Das Gedicht ist ein toller Rückblick auf unser Jahr bei der Stadtmission, die einzelnen Stationen im Jahr und die einzelnen FSJler:innen mit ihren Einsatzstellen geworden. Das Gedicht möchte ich euch nicht vorenthalten, also lest selbst:
Vor einem Jahr, da stand ich da,
ein FSJ, was soll ich da?
Bei der Berliner Stadtmission,
ich wusste, die gibts seit vielen Jahren schon.
Egal ob geflüchtet oder obdachlos,
die Stadtmission ist Riesen groß.
Alle wohnen sie auf einem Fleck,
Keiner will hier gerne weg.
Die Arbeit hier ist grenzenlos,
und die Herzen unendlich groß.
Die Kleiderkammer war der Hammer,
so viele Menschen aufeinander.
Alle wollen sie was tragen,
Maja bedient sie in verschiedenen Farben.
Ne Mütze, ne Hose oder ein Paar Schuh,
modische Beratung gibts kostenlos dazu.
Café Blattgold, was ein Hit,
da machen gleich drei FSJler*innen mit.
Madita, Janina und Maja,
Alle dachten sich oft nur: `Ahja..`
Unser Comic-Polizist Herr Au,
dem sagen wir gerne: ciao ciao.
Ambulanz-AKUT,
die tut jedem gut.
Krankenversicherung braucht man nicht,
leider waren unsere Gäste ab und zu besonders dicht.
Bevor ein Missgeschick passiert,
und am Ende alles vollgeschmiert,
steht eine teure Toilette neben an,
erreicht man sogar mit schwerem Gang.
Das schaffen auch die Kranken,
an dieser Stelle müssen wir Uli danken. <3
Für die diesjährigen Corona-Fälle,
gab es extra eine neue Stelle.
Zwischen Sorgen und Viren,
ging Janina spazieren.
Stäbchen in die Nase und Gäste betreuen,
über die Quarantänestation kann sich jeder freuen.
Warst du dann geheilt,
stand vielleicht die UzA für dich bereit.
Der frühe Vogel fängt den Wurm,
zu dritt betreuten wir den Menschensturm.
Wir haben unsere gemeinsame Zeit gut genutzt,
Essen ausgeteilt und danach wird geputzt.
Neigte sich der Tag dann dem Ende,
Viel die Arbeit und Madita´s, Barbara´s, Paula´s und Tobi´s Hände.
Wäsche waschen, Kamps und Essen,
Wir werden die UzA niemals vergessen!
Die City-Station hat einen Tresen,
auch hier sind Leute zum Essen gewesen.
Schnippeln, schälen, putzen, kochen,
Rapsi und Pia machen das schon sehr viele Wochen.
An der Essensausgabe am Fenster,
gibt es Essen für richtig krasse Gangster.
Trompete spielen oder im Büro,
dort waren alle über Pia froh.
Schilder neu gestalten, aufhängen und rauchen,
Pia war auf jeden Fall immer zu gebrauchen.
Zwei Stockwerke weiter oben,
Hörten die Leute nicht auf, Paula, Tobi und David zu loben.
Home Office und leere Büros,
so saßen sie sich wenigstens nicht auf dem Schoß.
Fundraising, Spenderservice und Design,
Paula fiel immer etwas Kreatives ein.
Ob Events oder Empfang,
David hielt alles schön zusammen.
Interne Kommunikation, Öffentlichkeitsarbeit oder Presse,
Tobi hielt dabei nie seine Fresse.
Velo-Fit muss man aufpassen, dass man es nicht vergisst,
wir wissen nur, dass es eine Fahrradwerkstatt ist.
Und Tobbi wird hier übelst gedisst.
Berlin entwickelt neue Nachbarschaften,
unglaublich, was David und die Nachbarn schafften.
BENN-Mitte, das ist fein,
und kann voller Freude sein.
Aber eine Frage bleibt bestehen,
Wer ist dieser Benn und wohin soll er gehen?
Nach einer Flucht von ganz weit weg,
landet man vielleicht in einem Flüchtlingsprojekt.
City54, heute ein Hotel,
für viele Menschen aus aller Welt, ein Zuhause ganz schnell.
Gemeinschaftsunterkunft am Senftenberger Ring,
das war total Anna´s Ding.
Sie machte was mit Kindern, ganz vielen,
Hausaufgaben, lernen oder spielen.
Das Gleiche auch im Süden mit Nils,
Wir hoffen ihm gefiels.
Die Bäkestraße ab vom Schuss,
blöd, dass man da soweit fahren muss.
Dafür gab es ja ganz nah,
Haus Leo, oh wie wunderbar.
Da waren sie gleich zu dritt,
das gab den perfekten Ritt.
Nils vereint mit Thalia und Johanna,
die Kinder waren ganz schön frech, samma.
Trotzdem waren die Familien liebenswert,
die FSJler*innen machten nichts verkehrt.
Auch wenn sie im Haus Leo 2 Büro saßen,
arbeiteten sie nicht immer und machten Faxen und spaßten.
Thali bereicherte auch die Gemeinde St.Lukas mit ihren Ideen,
dass konnten alle sehen!
Nils leistete tolle Arbeit in Tegel,
jetzt hisst er neue Segel.
Paula war zwar in der JKB,
aber leider nicht so oft, wegen Corona, oh weh!
Celina fuhr mit dem Rad über die Spree,
in die Gemeinde Frankfurter Allee.
Dort sprang sie, sang sie, redete mit vielen,
doch mit Gerhard konnte sie am Besten kommunizieren.
Auch mit Kindern konnte sie gut,
bastelte in der Nische mit ihnen einen Hut.
Machte Ausflüge an schöne Orte,
und fand für die Kinder immer die richtigen Worte.
Am anderen Bahnhof am Ende der Stadt,
wurden unsere Oldies immer schön satt.
Dank Johanna und Andi lief der Laden rund,
eine Gabel nach der anderen wanderte in den Mund.
Komische Zwischenfälle kamen auch mal vor,
dennoch hatten sie für jeden einzelnen ein offenes Ohr.
Ob Sommer oder Winter, ist doch egal,
Bami und Nac sind offen in jedem Quartal.
Andi, der Held,
sorgt dafür, dass es allen gefällt.
Kleider verteilen, Essenausgabe oder Betten machen,
das alles gehört zu Andi´s Sachen.
Ab November dann,
fing ein neuer Arbeitsabschnitt an.
Die Notübernachtungen öffneten ihre Türen,
der Kältebus konnte viele zu uns führen.
Check-In, daneben Einlasskontrollen,
weil wir keine spitzen Gegenstände drin haben wollen.
Im Aufenthaltsraum wurde Essen gebracht,
danach ging’s ins Schlafhaus, GUTE NACHT!
Nun gehen wir alle traurig fort,
DANKE, für diesen tollen Ort.
Wir haben wirklich was erreicht,
der Abschied, fällt uns garnicht leicht!
Langsam wird uns allen klar,
auf gehts, ab gehts, in ein neues Jahr.
-die poetischen pegger
Trotz des Schlafdefizits, welches einige von uns während des Seminars angesammelt hatten, stand gleich am Freitag nach dem Seminar die große Auszugsparty der Bewohner:innen der FSJ-WG an. Zusammen mit vielen Gästen, darunter einigen Leuten, die uns im Jahr bei der Stadtmission begleitet haben, aber auch den FSJler:innen, die bereits früher aufgehört haben, haben wir ein rauschendes Fest gefeiert. Bis in die Morgenstunden hat zwischen Bierball und Prosecco-Pong, guter Musik, lauter Musik, entspannten Gesprächsrunden und Frisuren-Experimenten jede:r eine besondere Partynacht gehabt. Der Abend wird vielen von uns wohl als sehr besonders in Erinnerung bleiben.
Tags darauf ging es zu Caro, die uns zum Essen in ihren Garten eingeladen hat. Noch ganz geschlaucht von der Party am Vorabend hatten wir bei ihr zwar einen sehr schönen, aber auch einen kurzen Abend, an dem alle recht früh und ziemlich müde ins Bett fielen.
Die letzte Augustwoche war dann für die meisten von uns sehr speziell. In unseren Einsatzstellen mussten wir alle nach und nach unseren Hut nehmen, manche früher als andere, denn der eine oder andere Urlaubstag wollte auch noch verbraucht werden. Für die WG-Bewohner:innen rückte das Auszugsdatum immer näher und so wurden die Umzugskartons wieder hervorgekramt und die Einrichtung nach und nach verstaut. In den freien Minuten haben wir vor allem viel Zeit miteinander verbracht. Wir nicht-WG-Bewohnerinnen sind zum Teil nochmal ein paar Abende auf irgendwelche Couches gezogen, um mehr von den Abenden zu haben, und außerdem war der Arbeitsweg so ja eh viel kürzer. Die Zeit hat uns allen gutgetan, und die gute Stimmung dabei geholfen, den Abschiedsschmerz ein bisschen hinauszuzögern.
Gekommen ist der natürlich trotzdem. Unser Freiwilligendienst ist nun seit ein paar Tagen vorbei, die meisten können sich nun ein paar Wochen Zeit für sich nehmen, bevor im Oktober die Ausbildungen und Studiengänge starten. Viele sind mit Umziehen beschäftigt, vom Studierendenwohnheim direkt unter der alten FSJ-WG bis Stuttgart ist alles dabei, viele bleiben aber in Berlin und freuen sich drauf, auch in Zukunft immer mal wieder miteinander Zeit zu verbringen. Was das FSJ mit uns gemacht hat und was es uns bedeutet – da werden viele noch ein bisschen Zeit und ein bisschen Abstand brauchen, um das alles so richtig zu fassen. Momentan sind die Emotionen noch ein bisschen unsortiert: Trauer über das Ende dieser einzigartigen Zeit, Freude über die schönen Erinnerungen und die mega guten letzten Wochen, Unsicherheit wie es im Leben weitergeht, Dankbarkeit für die Freundschaften die sich ergeben haben und Vorfreude auf das was kommt.
Trotzdem, was wir schon sagen können: Die Zeit bei der Stadtmission war eine richtig richtig gute! Wir haben eine vielseitige Stadt, tolle Einsatzorte mit interessanten Menschen vor Ort und eine gute Trägerorganisation kennengelernt, neue Freundschaften geschlossen, unsere Umwelt und uns selbst besser kennengelernt und nicht zuletzt das wohle Gefühl mitgenommen, in den letzten Monaten etwas Sinnvolles getan zu haben. Für die Zeit möchten wir uns herzlich bedanken, bei allen, die Teil unseres Jahres bei der Stadtmission waren. Wir freuen uns auf zukünftige Begegnungen miteinander und mit der Stadtmission. Dann allerdings in anderer Form und an anderer Stelle, den nun heißt es: FSJ-Jahrgang 2020/21 over and out!
Tobi