Advent, Advent, die WG, sie brennt… nicht
Der Dezember verlief bei uns allen ganz normal. Ohne Schnee und frisch aus der Isolation gekommen, starteten wir in den neuen Monat. Wir waren alle froh, dass wir die Quarantäne gut überstanden haben und es bei uns keine Probleme gab. Auch unsere Einsatzstellen haben sich sehr über unsere Rückkehr gefreut und wir wurden wieder schnell in unsere typischen Aufgaben involviert. Am 1. Dezember fand die Adventsfeier für Mitarbeiter*innen der Stadtmission statt. Eigentlich hätten an diesem Tag Janina, Anna und ich die Glocke, eine Andacht für Mitarbeiter, gestalten sollen. Da diese jedoch ausfiel, haben wir bei der Adventsfeier mitgeholfen. Es wurden sechs Stationen aufgebaut, bei denen beispielsweise gebetet werden konnte, Sorgen ablegt werden konnten oder man die Geschichte vom Stern über Bethlehem nachverfolgen konnte. Damit alles Corona-konform war, musste man sich im Vorhinein in Gruppen einteilen. So gab es maximal 30 Leute in einer Gruppe, die eine halbe Stunde lang die Adventsfeier genießen konnten.
Bei uns in der WG mussten wir uns leider ab dem 19. Dezember von immer mehr Leuten verabschieden. Bereits am 20. Dezember waren wir nur noch fünf von elf. Vier Tage darauf sind vier verblieben. Pia ist am Heiligabend mit dem Kältebus gefahren. Wir anderen drei, Barbara, Madita und ich, haben Uli bei seiner Weihnachtsaktion „Christmas to go" geholfen. Diese Aktion wurde für Obdach- und Wohnungslose organisiert. Willkommen war jedoch jeder, der kommen wollte. Die Gäste konnten zuerst eine zehnminütige Andacht in der Kapelle besuchen. Es waren immer maximal 20 Personen in einer Gruppe. Die ersten drei Andachten hat eine Familie aus der Willkommensgemeinde in Kreuzberg gestaltet. Sie haben eine schöne Weihnachtsgeschichte vorgelesen, gesungen und gebetet. Danach haben die Student*innen vom TSB die Andachten gehalten. Sie verdunkelten dafür den Raum, spielten eine CD mit verschiedenen Weihnachtssätzen und in unterschiedlichen Sprachen ab und erhellten den Raum langsam mit Kerzenlichtern. Zum Schluss konnten die Gäste sich eine Kerze mitnehmen. Nach der Andacht ging es für die Besucher weiter in den Festsaal. Hier konnten sie zwischen zwei Fleischgerichten und einem vegetarischen entscheiden. Durch die Coronaregelung konnten sie leider nicht im Festsaal essen und wurden daher nach draußen gebeten. Auf dem Weg dahin haben sie heißen Kinderpunsch bekommen und draußen gab es noch ein Geschenk für jeden. Die Geschenke kamen von unseren Spender*innen, die in der Vorweihnachtszeit fleißig gepackt und uns alles zugestellt haben. Für die Veranstaltung haben sich circa 60 Ehrenamtliche bei Barbara gemeldet, die tatsächlich auch alle gebraucht wurden. Für mich war es schön zu sehen, dass alle Besucher ruhig waren, gespannt der Andacht gelauscht haben und die Hygieneregeln eingehalten wurden.
Gegen Mitternacht trafen wir Pia wieder und aßen mit ihr zusammen Raclette. Zuvor haben Madita und ich Barbara nachhause gefahren. Am 25. Dezember ist Madita schließlich auch abgereist. Pia und ich waren ab da an alleine in der WG. Wir sind an den beiden Weihnachtsfeiertagen zu dem A&O Hostel in der Köpenicker Straße gefahren. In der Notübernachtung am Containerbahnhof hatte es in der Zeit zuvor mehrere Coronafälle gegeben. Die Kontaktpersonen wurden daraufhin in das Hostel gebracht. Morgens mussten wir das Frühstück auf die Zimmer der Gäste bringen. Zum Brötchen gab es je nach Bedarf noch Wodka, Bier und Zigaretten, damit die Gäste nicht entzügig wurden. Danach waren wir im „Büro", einem Zimmer des Hostels, in dem die Mitarbeiter ihre Sachen lagern und sich ausruhen konnten. Außerdem gab es dort Wechselsachen und ein bisschen Essen für die Gäste. Wenn jemand von den Obdachlosen etwas brauchte, konnte der dorthin kommen. Gegen 12 Uhr wurde das Mittagessen und Abendbrot geliefert. Pia und ich verteilten noch das Mittagessen in den fünf unterschiedlichen Etagen, danach war unsere Schicht vorbei.
In den folgenden Tagen sind viele unserer WG-Mitbewohner*innen wiedergekommen. Am 31. Dezember waren wir fast vollständig. Silvester gab es nochmal Raclette. Das haben wir zusammen vorbereitet und dann gemeinsam gegessen. Es war schön, die anderen wieder zu sehen und von ihnen zu hören. Nach dem Essen haben wir eine kleine Bar aufgebaut. Wir hatten sogar eine Cocktailliste. Um 00:00 Uhr waren wir gemeinsam draußen und haben uns das Feuerwerk angeschaut. Es war wirklich ein schöner Abend.