Juli

Dass die Zeit rennt, merken wir alle spätestens im Juli. Nach unserem Zeitgefühl wurde der Juni einfach verschluckt und auf einmal war es Juli.

Doch was soll man da tun, traurig sein nützt nichts und deshalb beschließen wir die Zeit und vor allem den Sommer in Berlin noch voll auszunutzen. Die WG Gemeinschaft ist etwas entzerrt, da im Juni die ersten dreier Gruppen nach Groß-Väter-See und Zingst fahren, um dort die Kinderbetreuung zu gestalten. Das Fazit der Groß-Väter-See Gruppe ist etwas getrübt, denn die Zeit dort ist ein bisschen ins Wasser gefallen und ein Bauwagen ist zu Regenzeiten nicht die schönste Unterkunft. Die Gruppen auf Zingst sind wiederum begeistert vom Meer und haben auch wettertechnisch mehr Glück.
Ich selbst fahre erst Ende Juli nach Zingst und genieße mit dem wechselnden Kern an Menschen, die in Berlin sind, die Zeit.

Der Auftakt macht unser Ausflug aufs Land. Madita, Pia, Celina und ich besuchen einen guten Freund in Hoppegarten, Brandenburg und wir bleiben spontan viel länger als gedacht und genießen die Natur. Vor allem Celina blüht im schönen Brandenburg voll auf.

Danach geht es ähnlich gut weiter. Um unsere Freundschaften auch außerhalb der WG zu pflegen sind wir viel mit Tobi und einigen lieben Menschen, die wir innerhalb und außerhalb der Stadtmission kennengelernt haben unterwegs. Da wir die letzten zehn Monate kaum Nachtleben von Berlin mitbekommen haben - es gab schließlich coronabedingt keine Möglichkeit dazu - zieht es uns nun umso mehr aus der trauten Seydlitzstraße heraus.

Es sind viele lustige Abende an den Brücken, Parks und S-Bahn Stationen Berlins dabei, wenn auch manche durch Verluste von Rucksäcken oder Jeansjacken einen bitteren Beigeschmack bekommen. Obwohl alle Verluste wieder ausgeglichen werden können als Tobi eines Abends eine Sackkarre findet und sie seitdem nicht mehr aus den Augen lässt. Seine Hoffung ist: Wenn wieder etwas verloren geht, dann als erstes die Sackkarre, und das wäre ein verschmerzbarer Verlust.

Am letzten Juli Wochenende wird in Berlin im Rahmen einer Prideparade und mehreren Demos der CSD gefeiert, einige von uns sind mit dabei um für die Rechte der LGBTQ Community zu kämpfen. (Oder wie David sagen würde für dieses LGBQ Dings Da)

Am Sonntag nach der Pride geht es für Madita, Janina und mich zur Kinderbetreuung nach Zingst. Nach der wilden Zeit in Berlin, die auch immer an Schlafmangel gekoppelt ist, genießen wir die Routine auf dem Zingsthof. Die Kinderbetreuung macht uns allen Spaß. Die Kinder sind gut drauf und für uns alle ist es eine schöne Abwechslung, da wir drei regulär nur in Einsatzstellen der Obdachlosenhilfe arbeiten und die Arbeit mit Kindern einen angenehmen Kontrast dazu bietet. Außerdem ist es auch Mal schön bekocht zu werden, ohne dass man sich um etwas kümmern muss.

An unseren freien Abenden und Wochenenden leihen wir uns Räder, schauen uns den Sternenhimmel an oder machen einen Strandnachmittag.

Das war es dann auch schon mit dem Juli, der viel zu schnell vorbei ging.

Barbara