Vertrauen gefunden
Ich bin seit 20 Jahren Psychiatriepfleger und noch länger bekennender Christ. Im Dienst kann ich psychisch kranken Menschen helfen und begleiten. Seit dieser Saison fahre ich im Kältebus 1 mit und begegne vielen interessanten Menschen, wo ich nur da sein kann, zuhören darf und ihnen kleine Liebesdienste erfülle.
In meinem letzten Dienst fuhren wir zum Innsbrucker Platz, um einen älteren Gast aufzusuchen, der sich in Vorräumen von Geldinstituten aufhält. Wir fanden ihn auch. Sein Markenzeichen ist sein Lebensmittelwagen, in dem er seine ganzen Utensilien aufbewahrt. Wir fanden ein Häufchen "Elend" vor. Er hatte kurz die Bank verlassen. Währenddessen hätten Jugendliche seinen Wagen nach Geld durchsucht, aber nichts gefunden. Aber die Hälfte der Sachen waren auf dem Boden zerstreut. Er war traurig und zugleich wütend. Wir konnten ihm einen Kaffee und mehrere Zigaretten anbieten. Er wollte aber nicht mit dem Kältebus mitkommen. Als wir in den Kältebus stiegen, kam gerade der Securitymensch. Er wollte den Vorraum räumen. Der ältere Mann wäre nicht freiwillig gegangen, die Polizei hätte angefordert werden müssen. Wir zögerten mit der Abfahrt. Der Securitymensch ging vor. Wir gingen auch nochmal in den Vorraum.
Und tatsächlich geschah das Wunder. Der ältere Mann ließ sich überzeugen, ohne verbale oder physische Hilfe, uns zum Kältebus zu begleiten, um eine Nacht in der Lehrter Straße zu verbringen.
Diesen Menschen kennen wir seit November 2012. Bis jetzt hat er bis auf einmal nie die Notunterkunft der Berliner Stadtmission aufgesucht. In dieser Nacht war es das zweite Mal.
Es zeigt sich, wie wichtig es ist, Vertrauen aufzubauen und was dann möglich ist. GOTT SEI DANK !!!
Andreas, Kältebusfahrer
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