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  • 09.12.2024

Mit empowerMENt einen Job finden

Neues Projekt unterstützt Männer in schwierigen Lebenssituationen

Viele Unternehmen suchen Mitarbeitende und sehr viele Menschen wollen arbeiten. Damit diese beiden Gruppen zusammenfinden, hat die Berliner Stadtmission das Projekt „empowerMENt“ gegründet. Es richtet sich an Männer zwischen 18 und 35 Jahren, die sich in einer schwierigen Lebenssituation
befinden.

So wie Suheb Faris. Der Jeside ist als 13-Jähriger alleine aus dem Irak nach Deutschland geflüchtet. Zuerst lebte er in Berlin in einer Wohngemeinschaft für minderjährige Geflüchtete, besuchte die Schule und machte einen mittleren Schulabschluss. „Mit Auszeichnung, weil er so schnell so gut Deutsch gelernt hat“, ergänzt Lea Becker. Die Sozialarbeiterin von „empowerMENt“ hat Suheb Faris bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz unterstützt. „Eigentlich wollte ich Architekt werden“, sagt Suheb Faris. Aber ein Noten-Punkt fehlte ihm, um zum Abitur zugelassen zu werden. Alleine ist es dem 19-Jährigen dann nicht gelungen, einen dualen Ausbildungsplatz als Bauzeichner zu bekommen. Unterstützt von Lea Becker hat es geklappt. Sie hat mit ihm viele Bewerbungen geschrieben und ihn auch auf die Vorstellungsgespräche vorbereitet.

Sozialarbeiterin Lea Becker und Suheb Faris

Wider Erwarten hat ihm die Ausbildung aber nicht gefallen: „Ich habe gemerkt, dass ich doch viel lieber im kaufmännischen Bereich arbeiten möchte.“ Nach weiteren Bewerbungen stellte sich der 19-Jährige im Sommer bei der Deutschen Bahn vor und überzeugte die Anwesenden beim zweiten Gespräch. Seit September macht er dort nun eine duale Ausbildung zum Industriekaufmann. „Ich freue mich über die Ausbildung, weil ich sehr nette Kolleg:innen habe und es ein gut bezahlter Job in einem Unternehmen mit Perspektive ist, in dem ich mich weiterentwickeln kann“, sagt Suheb Faris.

Die Deutsche Bahn ist ein Kooperationspartner von „empowerMENt“ genauso wie Eitner Security, das Jobcenter Mitte, „Komm und Sieh“, das Inklusionsunternehmen der Berliner Stadtmission sowie die Servicegesellschaft der Stadtmission und die Martas Gästehäuser. „All diese Unternehmen müssen schauen, woher sie neue Arbeitskräfte bekommen und wir unterstützen sie dabei“, erklärt Projektleiterin Jana Grösche. Die Sozialarbeiterin sieht „empowerMENt“ auch als Mutmacher auf beiden Seiten. Denn Unternehmen müssen sich trauen, neue, ungewöhnliche Wege bei der Mitarbeitenden-Suche zu gehen. „Wir unterstützen sie ganz flexibel dabei, können die Teilnehmenden auch auf der Arbeitsstelle besuchen und Herausforderungen gemeinsam angehen“, sagt Jana Grösche.

empowerMENt

Die Sozialarbeiterin hat lange mit obdachlosen Menschen gearbeitet und weiß: „Die Arbeitssuche ist Menschen ohne Wohnsitz wichtig.“ Durch „empower-
MENt“ bekommen Teilnehmende beispielsweise die Möglichkeit, sich im Rahmen eines Praktikums auszuprobieren. So testet aktuell ein junger Mann, der lange auf der Straße gelebt hat, ob er wieder in seinen alten Beruf als Gärtner zurückkehren kann.

„Andere Menschen kommen zu uns, weil sie im Ausland studiert haben und ihr Abschluss anerkannt werden soll“, sagt Sozialarbeiterin Eli Kouhestani. Sie und ihre Kolleginnen weisen auch Wege durch die deutsche Bürokratie. Die Workshops des „empowerMENt-Teams“ sind gut besucht. Dort erklären die Frauen Interessierten beispielsweise, wie das deutsche Ausbildungssystem funktioniert oder was genau eine Sozialversicherungsnummer ist. Suheb Faris weiß das alles inzwischen. Er ist zufrieden mit seiner Ausbildung und meldet sich ab und an noch bei Lea Becker.