Urlaub vom Alltag
Dank Urlaubspatenschaften können Kinder tolle Ferien erleben

Laila Krüger freut sich auf den Sommer und das Gussower Erlebniscamp (GEC). Früher hat sie selbst an dieser Ferienfreizeit der Berliner Stadtmission teilgenommen. Heute sorgt die Schauspielstudentin als Teamerin dafür, dass andere Kinder ereignisreiche Ferien haben. So wie Kimmy. Das Mädchen lebt in Berlin Wedding bei ihren Großeltern. Verreisen kann sich die Familie nicht leisten. Dank Urlaubspatenschaften darf aber auch Kimmy in den Sommerferien wegfahren: Eine Woche kann sie dann beim „GECteens“ mit rund 40 anderen Jugendlichen zwischen zwölf und 17 Jahren in Brandenburg am Dolgensee urlauben. Für Kinder zwischen sechs und elf Jahren gibt es in den martas Gästehäusern Dolgensee das „GECkids“. Nach dem Frühstück treffen sich alle zum Singen, dann werden sie kreativ: Kimmy möchte draußen ein T-Shirt im Batik-Stil gestalten. Die Teamer:innen unterstützen. Erst bindet Kimmy Kordeln um das Shirt, dann wird es zur Hälfte in einen Eimer mit blauer Farbe getaucht. Auch ein paar Jungs machen mit. Sie färben weiße Socken bunt. Nebenan im Speisesaal sitzen Kinder wie Isabella und bemalen Lampions oder basteln Glücksbringer aus Filz. Die 10-Jährige hat beim GEC eine Freundin gefunden: „Wir haben uns viel zu erzählen“, sagt Isabella, während Nora bekräftigend nickt. Über Jungs, ihre peinlichsten Erlebnisse, aber auch über Mode unterhalten sie sich gerne. „Wir haben Modeinstitut gespielt und dabei lustige Sachen entworfen“, erzählt Nora. Sie findet es toll, dass ihr in Gussow nie langweilig wird.

Dafür sorgen Teamer:innen, von denen viele als Kinder selbst die Ferien dort verbracht haben: „Ich war als Elfjährige das erste Mal dabei“, erinnert sich Laila. „Das GEC hat eine tolle Atmosphäre. Es ist ein Ort ohne Computer oder Fernsehgeräte, niemand wird ausgegrenzt und man fühlt sich wie in einer anderen Welt.“ Die Älteren organisieren für die Jüngeren Ausflüge oder Fußballspiele. Das freut Niklas, Arne, Lukas und Domenick. Sie wollen gemeinsam Dinge erleben und dabei Spaß haben. Niklas erzählt: „Wir haben alle viel Energie und mögen Outdoorspiele.“ So wie das Goldgräberspiel, bei
dem Teams gemeinsam im Wald „Gold“ sammeln, in Geld umtauschen und davon dann Land kaufen können. „Anstatt in den Ferien allein Zuhause zu sein, genießen es die meisten, gemeinsam mit Gleichaltrigen Zeit zu verbringen“, sagt Stadtmissionarin und Theaterpädagogin Rebecca Aßmann. Sie erklärt:
„Im GEC dürfen Kinder sich kreativ und sportlich austoben und dabei Wertschätzung erleben, weil sie sind, wie sie sind.“
Und wer wie Kimmy den Teilnahmepreis nicht stemmen kann, profitiert von Patenschaften der Berliner Stadtmission, die Kindern einen wundervollen Sommer ermöglichen. „Weil meine Eltern nicht in den Urlaub fahren konnten, habe ich selbst als Kind an Freizeiten teilgenommen. Danke, dass Sie die Möglichkeiten für Kinder schaffen“, schreibt Birgit H. der Berliner Stadtmission. Sie hat 185 Euro gespendet und damit die Urlaubspatenschaft für ein Kind wie Kimmy übernommen. Rebecca Aßmann hofft auf weitere Patinnen und Paten und erklärt: „Urlaubspatenschaften sind so unglaublich wertvoll, weil sie Kindern eine Sommerfreizeit ermöglichen, die sonst nie in den Urlaub fahren können. Nach den Ferien haben auch sie dann ein tolles Erlebnis, von dem sie erzählen können.“

Das will die Stadtmission erstmals auch Familien ermöglichen, die ein Kind mit Behinderung haben. Dazu hat Rebecca Aßmann die Ferienfreizeiten weiterentwickelt: Die Woche vom 12. bis 16. August ist erstmals in Kooperation mit dem Verein „Samuel Koch und Freunde“ für die neue Freizeit „GECfamily“ reserviert. Vormittags ist ein Kinderprogramm geplant, nachmittags gemeinsame Ausflüge oder Aktionen. „Wir wollen damit pflegende Angehörige unterstützen, die nur selten die Chance auf eine Auszeit haben“, erklärt Rebecca Aßmann, die auch ehrenamtlich bei „Samuel Koch und Freunde“ mitarbeitet.
Sie selbst hat als Jugendliche erlebt, wie belastend es für Eltern, Geschwister und sie selbst war, als ihr älterer Bruder einen Unfall hatte und sich fortan nur noch mit dem Rollstuhl fortbewegen konnte. „Urlaub vom Alltag haben sie fast nie, weil die Pflege eines nahestehenden Menschen mehr Zeit beansprucht als eine Vollzeitstelle. Helfende fühlen sich mit dieser Aufgabe häufig allein gelassen und überfordert“, weiß Rebecca Aßmann. Getreu dem biblischen Motto „Einer trage des anderen Last“, werden Eltern bei „GECfamily“ durch Coaching-Gespräche gestärkt. Zudem können sie auch mal ein kleines Wellnessprogramm genießen, während sich das Betreuer-Team ums Kind kümmert. Rebecca Aßmann ist sich sicher: „So eine Auszeit abseits der gewohnten Umgebung tut allen sehr gut.“ Spaß im eigenen Kiez genießen indes die Teilnehmenden von „Urlaub ohne Koffer“ in den Nachbarschaften verschiedener Stadtmissionsgemeinden. Sie bieten jeweils eine Woche lang von 8 bis 18 Uhr freies und gezieltes Spielen, Musiktheater, gemeinsames Kochen und Sport wie auch spannende Aktionen in den Kiezen. Projektleiterin Laura Rohn sagt: „Ich freue mich auf Urlaub ohne Koffer, bei dem begeisterte Menschen zusammenkommen, um Kindern aus Berlin eine erlebnisreiche Ferienwoche zu ermöglichen. Zusammen entdecken wir die Kieze und vermitteln dabei wichtige christliche Werte wie Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft.“
Um diese Werte geht es auch bei der „Kinderakademie“. Neun- bis Elfjährige können dabei vom 26. bis 30. August im Zentrum am Zoo täglich an Workshops zu Armut & Obdachlosigkeit teilnehmen – auch Exkursionen sind geplant.