1. Advent: Ein Ort der Hoffnung – Die Notunterkunft der Lehrter Straße
Der Wind beißt, und die Luft fühlt sich an wie schneidendes Glas. Vor der Notübernachtung in der Lehrter Straße hat sich bereits eine Schlange frierender Menschen gebildet, die sich nach Stunden der Kälte nach Wärme sehnen. Es ist der späte Abend eines langen, frostigen Tages in Berlin, und die Wartenden stehen vor der Notübernachtung, um dort etwas Wärme und Schutz zu finden. Unter ihnen befindet sich Heiner*, ein Anfang 50-Jähriger, der noch niemanden hier kennt. Sein Stoppelbart und die tiefen Lachfalten im Gesicht tragen die Spuren eines Lebens voller Höhen und Tiefen. Als sein kleiner, strubbeliger Hund neugierig aus seiner Jacke hervorlugt, kommt Heiner mit anderen Hundefreunde schnell ins Gespräch. Es dauert nicht lange, bis er sich in der Gruppe der Wartenden willkommen fühlt.
Später sitzen sie zusammen im Kellerraum an einem Holztisch, wärmen sich an einer heißen Suppe und tauschen Geschichten aus. Timo Großmann, ein erfahrener Sozialarbeiter, setzt sich zu ihnen, um den neuen Gast besser kennenzulernen. Heiner erzählt, dass er nach einem Streit mit seinem Vermieter aus der Wohnung geworfen wurde. Da es in seiner Heimatstadt keine Notunterkunft gibt, ist er nach Berlin zurückgekehrt – eine Stadt, in der er vor zehn Jahren schon einmal eine Zeit lang auf der Straße gelebt hatte.
Obwohl der Kellerraum der Notübernachtung in der Lehrter Straße oft überfüllt ist, kommt Heiner gerne wieder. „Sollten wir dir nicht etwas Kleineres suchen?“, fragt Timo besorgt, als er Heiner in einem der engen Betten sieht. „Nein, hier fühle ich mich wohl. Die Atmosphäre ist gut, die Leute sind nett, und mein Hund darf mit“, antwortet Heiner, der trotz seiner Situation immer eine gute Laune zu haben scheint.
In den folgenden Wochen begleitet Timo Heiner bei der Suche nach einer dauerhaften Unterkunft. Gemeinsam finden sie ein kleines Zimmer in einer städtischen Pension. Heiner lebt nun mit seinem Hund in der Unterkunft, besucht das Jobcenter und bemüht sich, in Berlin wieder Fuß zu fassen. Doch obwohl sich vieles in seinem Leben verändert hat, kehrt Heiner regelmäßig zur Lehrter Straße zurück, um Timo und die alten Bekannten zu treffen, die ihn immer noch willkommen heißen.
*Namen geändert
Unsere Notübernachtung ist auf die Unterstützung von Spenden angewiesen.
Mit 10 Euro finanzieren Sie eine warme Mahlzeit für unsere Gäste.
Mit 30 Euro ermöglichen Sie, dass wir Hygieneartikel und Schlafsäcke zur Verfügung stellen können.
Mit 74 Euro tragen Sie dazu bei, wichtige Beratungsdienste für Menschen anzubieten, die Unterstützung auf ihrem Weg zurück in ein Leben abseits der Straße benötigen.