Zehn Jahre Ambulanz für nicht krankenversicherte Menschen
Thomas Thamm* kann endlich wieder lachen. In den vergangenen Monaten war dem 66-Jährigen nicht danach zumute. Erst wurde ihm die Wohnung gekündigt, dann schlief er heimlich in einem Lagerraum auf seiner Arbeitsstelle. „Als sein Chef das merkte, wurde er entlassen“, erzählt Internist Dirk Kudlicz. Er ist ehrenamtlich in der Ambulanz der Berliner Stadtmission tätig, die sich um nicht krankenversicherte Menschen kümmert. Gerade hat er Thomas Tham nach einer Infektion mit Krätze bescheinigt, dass er wieder gesund ist. 2023 konnten die Teams der Ambulanz und Straßenambulanz 2.340 Mal Patient:innen medizinisch versorgen. Seit mehr als zehn Jahren hilft die Stadtmission Menschen ohne Krankenversicherung. Finanziert wird das vor allem durch Spenden. So fördert die Deutsche Bahn Stiftung das Projekt jährlich mit 70.000 Euro.

Dienstags und freitags sitzen schon früh Menschen vor der Ambulanz und warten: An diesen Tagen behandelt das ehrenamtliche Team aus Ärzt:innen und Pflegepersonen wunde Füße, wechselt Verbände, gibt Medikamente aus und bietet psychosoziale Beratung. Denn mehr als 70 Prozent der Patient:innen, die auf der Straße leben, sind psychisch erkrankt. Wer nicht in die Lehrter Straße kommen kann, den versorgt die Straßenambulanz. Der barrierefreie Bus mit integriertem Behandlungsraum fährt durch Berlin und versorgt Patient:innen in direkter Schlafplatznähe. Wer zu krank für die Straße und zu gesund für eine Klinik ist, darf sich für ein paar Tage in einem der Pflegezimmer über der Ambulanz in der Lehrter Straße auskurieren. Im Jahr 2023 wurden 1232 Übernachtungen gezählt. Die Patient:innen konnten dort gesund werden und dabei neue Perspektiven für ihr Leben entwickeln. Auch Thomas Thamm hat inzwischen einen Platz in einem Wohnheim. Ambulanz-Leiterin Svetlana Krasovski-Nikiforovs erinnert sich an einen anderen Patienten, der sich während seines Aufenthalts im Pflegezimmer selbst einen Platz im Wohnheim organisieren konnte. „Aber meist begleiten wir die Menschen dabei“, erzählt sie. Drei Wochen später habe sich dieser Patient gemeldet und erzählt, dass sein ehemaliger Chef ihm seinen Job zurückgegeben hat. Das hat das Team glücklich gemacht. Thomas Thamm freut sich ebenfalls. Er winkt mit seiner Gesundschreibung und sagt: „Hier wurde mir ganz wunderbar weitergeholfen. Man muss erst mal ganz unten gewesen sein, damit man weiß, wie das ist.

Bereits seit zehn Jahren bietet die Berliner Stadtmission nicht krankenversicherten Menschen medizinische Hilfe an. Diese Arbeit wird durch Spenden ermöglicht. Auf dem Stadtmissionsgelände in der Lehrter Straße befindet sich die Ambulanz, in der sich ehrenamtlich tätige Ärztinnen und Ärzte, Pfleger:innen und eine Psychiaterin um obdachlose und bedürftige Patient:innen kümmern.
Sie geben Menschen mit Diabetes Insulin, versorgen offene Wunden und wechseln Verbände, um Blutvergiftungen zu verhindern. Die Straßenambulanz sucht Patient:innen auf, die nicht in der Lage sind, aus eigener Kraft zur Ambulanz zu kommen. Wer sich in einem sauberen Umfeld fernab der Straße auskurieren muss, wird ins Pflegezimmer aufgenommen und kann dort genesen. Weil sie obdachlose Menschen kontinuierlich versorgen und wertschätzend behandeln, gewinnen Mitarbeitende das Vertrauen ihrer Patient:innen und begleiten sie bei Schritten aus der Obdachlosigkeit.
*Name geändert