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  • 23.11.2022

Ewigkeitssonntag und Advent: eine Einladung zum "reframen"

Girlande mit Happy New Year

von Stadtmissionarin Dr. Andrea Völkner, Gemeinde Lichtenberg

Wann beginnt eigentlich das neue Jahr? Was für eine Frage! Natürlich am 1. Januar, oder? Und natürlich ist der 31. Dezember der letzte Tag im Jahr. Nicht wahr? Für das Kalenderjahr stimmt das. Aber das Kirchenjahr, das die christlichen Festzeiten wie Weihnachten und Ostern feiert, funktioniert nach einer anderen Zeitrechnung. Seine letzte Woche beginnt mit dem Ewigkeitssonntag. Und seine erste Woche beginnt mit dem 1. Sonntag im Advent. Ja, richtig gelesen. Die Woche beginnt nach kirchlicher Zählung mit dem Sonntag. Damit steht die Ruhe vor dem Tun und das Empfangen vor dem Geben: Erst Kraft tanken und dann loslegen!

Aber zurück zum Kirchenjahr. Das beginnt also mit dem Advent. Es startet also mit einer Zeit der Erwartung und Vorfreude. Nach alter Sitte wird der Advent dabei als Fastenzeit begangen. Diese Zeit dient dazu, sich vorzubereiten auf die Ankunft (lat. adventus) von Gott in der Welt - im kleinen Kind Jesus im Stall in der Krippe. Diese Ankunft Gottes auf der Erde ist nämlich so leise und unauffällig und doch so wirksam, dass offene Herzensaugen sehr hilfreich sind, um sie zu bemerken. Diese Augen zu öffnen, das ist der Sinn des Advents. Denn vielleicht ist Gott bis heute genauso unauffällig und doch so wirksam mitten unter uns. Die Adventszeit hilft uns also, Gott in unserer Welt zu entdecken.

Kerzen auf Kranz

Der Ewigkeitssonntag dagegen richtet den Blick aus unserer Welt hinaus in die Ewigkeit Gottes. An ihm gedenken Christ:innen der Verstorbenen. Gleichzeitig erinnern sie einander an die Hoffnung, dass der Tod nicht das Ende ist, sondern dass es ein ewiges Leben bei Gott gibt, weil er es uns schenkt. Wir gehen einmal zu Gott - das ist also der Glaube, der an diesem Tag gefeiert wird. Gott kommt zu uns (Advent) und wir gehen zu Gott (Ewigkeitssonntag). Dieser Rahmen der Hoffnung umgibt also das Kirchenjahr.

"Du kannst das reframen", also: "in einen neuen Rahmen setzen", sagt man manchmal. Reframen hilft, die Dinge des Lebens neu und produktiv zu betrachten. Das Kirchenjahr ist ebenfalls wie ein "reframing" für unser Leben. Es stellt unser Leben in einen größeren Rahmen, einen Rahmen der Hoffnung. Die Kerze ist dabei ein Symbol, das Ewigkeitssonntag und Advent verbindet. Am Ewigkeitssonntag wird sie in Gottesdiensten als Licht der Hoffnung auf Ewigkeit für die Verstorbenen angezündet. Im Advent brennt jede Woche eine neue Kerze auf dem Adventskranz, weil Jesus als Licht in die Welt kommt und seine Ankunft immer näher rückt.

Vielleicht zünden auch Sie heute ein solches Licht der Hoffnung an.