Februar

Der Februar war vor allem eins: Super schnell wieder vorbei.
Anfang des Monats starteten wir FSJ-BerlinerInnen, wie jeden ersten Dienstag im Monat, mit unserem Projekttag. Dieser besteht daraus, dass wir entweder in der Logistik-oder der Gemeindeküche Essen mit gespendeten/geretteten Lebensmitteln kochen dürfen und dieses anschließend an obdachlose Menschen verteilen und mit ihnen ins Gespräch kommen.
Diesmal waren wir wieder bei Dirk in der Logistikküche zu Besuch und haben eine nicht ganz so toll aussehende, aber dafür super lecker schmeckende Kartoffel-Rosenkohl-Karotten- Suppe kreeirt und sie anschließend an die GästInnen vor der Ambulanz, sowie an Roma und Sinti aus einem nahegelegenden Zeltlager verteilt.
Es war ein kalter Tag, gespickt mit Regentropfen und Wind. Ein Tag an dem man eingehüllt in eine warme Decke heiße Schokolade trinken möchte. Ein Tag an dem man so schnell wie möglich wieder nach drinnen gehen will. Wir können das. Wir alle sind so verdammt privilegiert, denn wir haben einen Platz an den wir zurückkehren können und der warm und sicher ist. Immer und hoffentlich auch für immer. Doch das dies alles andere als selbstverständlich ist, hat uns dieser Tag mal wieder bewusst gemacht.

Kurz darauf startete unser Zwischenseminar, was ein allgemeines Entsetzen darüber hervorrief, dass nun schon die Hälfte unseres FSJs vorbei sein sollte.
Das erste Mal fuhren wir gemeinsam fort.
Zu der Feriendorfanlage „Großvätersee“ im walddurchfluteten Brandenburg. Also komplettes Kontrastprogramm zu unserem „Big City Life“ in Berlin, in dem es nie wirklich ruhig und immer was los ist.
Die Anreise dorthin traten wir selbstständig per Bus und Bahn an und fühlten uns dabei wie Großstadtkinder auf Klassenfahrt. Denn auf einmal waren keine Hochhäuser, sondern Kiefern vor den Zugfenstern zu sehen und wir stiegen in einem Dorf mit nur einer Haltestelle um.
In diesem Seminar drehte sich alles um das Thema Persönlichkeitsentwicklung. Wir durften lernen, wie wir gute Entscheidungen treffen können, das die Orangen von jedem Menschen anders liegen und unser Seelenbild finden.
Außerdem hatten wir die Möglichkeit den Wildpark Schorfheide und das nahegelgene Moor zu besuchen und im Gespräch mit zwei sehr interessanten Frauen, mehr über ihren persönlichen Lebensweg zu erfahren.

Nach einem amüsanten letzten Abend mit „Talentshow“ brach der letzte Tag unseres Seminars an und ein positiver Coronatest tauchte auf und damit die angsterfüllte Frage: „Haben wir jetzt alle Corona?!“
Um die Menschen in den öffentlichen Verkehrsmitteln nicht zu gefährden, durften wir mit dem Kleinbus des Großvätersees einen kleinen Roadtrip zurück nach Berlin machen.
An dieser Stelle möchte ich einen besonderen Dank an Julius und Kira aussprechen, die den Bus den ganzen Weg wieder zurückgefahren haben! Zurück in Berlin testeten wir uns alle fleißig und tatsächlich mussten sich einige von uns anschließend in Isolation begeben, wobei wir alle Corona glücklicherweise ohne langfristige gesundheitliche Folgen überstanden haben.

Am 24.Februar eskalierte der seit 2014 brodelnde Russisch-Ukrainische Krieg. Ich denke diese Nachricht ließ uns, sowie viele andere Menschen sprachlos. Bei mir hat sich vor allem das Gefühl einer betäubenden Machtlosigkeit Raum gemacht.
Einer so absurden Machtlosigkeit, da Putin, der doch auch nur ein Mensch, ein Mensch wie du und ich ist, so viel Macht hat, während ich mich so machtlos fühle. Und immer wieder kommt mir die Frage in den Kopf, in was für einer Welt wir leben, in der es möglich ist, das solch schreckliche Dinge tagtäglich passieren. In der Menschen jeden Tag im Krieg, an Hunger oder Gewalt sterben müssen. In der wir unsere Lebensgrundlage, unseren wunderschönen blauen Planeten mutwillig zerstören. In der ich in einem hochprivilegierten Land lebe, in dem mein, in dem unser Wohlstand nur möglich ist, weil wir konstant andere Lebewesen in unglaublich brutaler Art und Weise ausbeuten. In der es Menschen gibt, die so viel Geld haben, dass sie nicht mehr wissen, wofür sie es ausgeben sollen. Und das es auf der anderen Seite Menschen gibt, die elendig verhungern, weil sie nichts haben.
Der Krieg in der Ukraine hat den Frieden in Europa nicht zerstört. Wir haben uns schon die ganze Zeit in einem falschen Frieden versteckt. Denn die von mir oben beschriebenen Dinge, sind nichts Neues. All das passierte bereits davor und geschieht auch jetzt. Und das haben wir Frieden genannt?
Einige von uns sprangen spontan ein um Essen, an eine kurzfristig von der Berliner Stadtmission eröffnete Unterbringungsmöglichkeit für geflüchtete, ukrainische Menschen  zu bringen und dort beim Aufbau zu unterstützen. Andere engagierten sich ehrenamtlich am Hauptbahnhof um ankommende Menschen dort willkommen zu heißen. Eine Gruppe von uns ging zusammen auf eine Großdemo an der Siegessäule. Wir sind gleichzeitig ganz nah dran und trotzdem so weit weg von dem was in der Ukraine passiert.


Wir wünschen euch und uns und allen Frieden
Eure FSJlerInnen