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  • 21.08.2023

Getragen von Gott | Duales Studium am TSB

Studieren beim Theologischen Studienzentrum Berlin in der Lehrter Straße

Theologie, Sozialraum und Innovation: Dieser Mix hat Johannes Schneider neugierig gemacht. Von der Universität in Bochum wechselte er zum Theologischen Studienzentrum Berlin, kurz TSB. Das Tochterunternehmen der Berliner Stadtmission hat seinen Sitz auf dem Gelände des Zentrums am Hauptbahnhof in der Lehrter Straße. Der 28-Jährige studiert dort den deutschlandweit einmaligen Bachelor-Studiengang und wird in acht Semestern ausgebildet, neue Gemeinden zu gründen und bestehende zu verändern. Dazu lernt er neben theologischen Inhalten, wie man Menschen aus ganz unterschiedlichen Lebenswelten mit alltagstauglichen Angeboten erreicht und Bindeglied zwischen Kirche und Gesellschaft wird.

Porträt eines Studierenden am TSB

Den Studiengang, den das TSB gemeinsam mit der Evangelische Hochschule Tabor anbietet, gibt es ab dem Wintersemester 2023/2024 auch in der dualen Variante: Zwei Mal im Semester für zwei Wochen zur Blockvorlesung nach Berlin, ansonsten während der gesamten Studienzeit in einer Gemeinde frische Ausdrucksformen von Kirche testen oder in diakonischen Einrichtungen Praxiserfahrung sammeln, dann mit dem „Bachelor of Arts“ abschließen.

Praktisch ausprobieren können sich Studierende wie Johannes Schneider schon jetzt in den Einrichtungen der Berliner Stadtmission. „Ich möchte im Winter in der Notunterkunft helfen und mich dort mit den Menschen austauschen“, erzählt der 28-Jährige. Er hat auch deshalb ans TSB gewechselt, weil er sich mehr mit missionarischen Themen beschäftigen will. „Außerdem war das Studium an einer Massen-Uni nichts für mich“, ergänzt er. Zwar gäbe es an den großen Unis Beauftragte für Menschen mit Behinderung, „doch beim TSB sind alle für alles offen und unterstützen sich gegenseitig“, weiß Johannes Schneider. Er hat mit zehn Jahren sein Augenlicht verloren und ist der erste blinde Studierende am TSB. Als er sich vor kurzem schmerzhaften Operationen unterziehen musste, die ihm die Hoffnung auf ein Leben mit sehenden Augen genommen haben, bekam er starken Rückhalt durch Mitstudierende und Dozierende. „Sie waren da und haben mir immer wieder Mut gemacht“, erinnert er sich.

Dozent unterrichtet

Aufgewachsen in einem Pfarrhaus, fühlte sich Johannes Schneider schon als Kind von Gott getragen. Alles auszuprobieren, worauf er Lust hat, dazu haben ihn seine Eltern erzogen. Und so spielt Johannes heute Blinden- Fußball für Herta auf Bundesliganiveau. Mit der großen Lust auf Neues passt Johannes perfekt zum TSB: Junge Menschen werden dort ermutigt, unbekannte Wege zu gehen, experimentierfreudige Grenzgänger zu sein.

So heißt denn auch die aktuelle TSB-Kampagne auf Instagram „zwischenWELTEN“. Collagen setzen dort ins Bild, dass Glaube und Alltag keine Widersprüche sind. Das hat sich das TSB auf die Fahnen geschrieben. Lernende und Lehrende bringen sich mit ihren Fähigkeiten ein, bereichern und stärken sich gegenseitig. Carolin Reifenberg hat im Sommersemester das Modul „Präsenz, Sprache und Rhetorik“ für die angehenden Gemeinde-Erneuerer und Pionier:innen angeboten. Eigentlich ist die 42-Jährige am TSB für Studierendenbegleitung und Veranstaltungen zuständig. Doch warum nicht unterrichten, wenn sie qualifiziert ist und ursprünglich eine Ausbildung als Musical-Darstellerin hat? Mit viel Elan hat Carolin Reifenberg ihre Bühnen-Erfahrung dem Kirchen-Setting angepasst: „Denn Reden in Seelsorgegesprächen, in Bibelarbeiten und Predigten und vor Menschen an jedem Ort gehören in Gemeinden zum Alltag.“ Wie wichtig dabei der Einsatz des eigenen Körpers und der Mimik ist, erklärt sie dem Nachwuchs: „Eine liebevoll und zeitintensiv vorbereitete Predigt am Sonntag wird nicht zünden, wenn mein Körper und meine Mimik etwas ganz anderes oder gar nichts sagen“, so Carolin Reifenberg.

Ein angenehmeres Zuhör-Erlebnis schaffe eine Person, die entspannt und nicht zu schnell, dafür in sinnvoller Reihenfolge redet, sich den Zuhörenden zuwendet und ihnen das Gefühl gibt, ganz und gar da zu sein. Die Dozentin ist überzeugt: „Menschlichkeit und Authentizität schaffen Nähe und Vertrauen. Und Vertrauen ist wichtig, damit sich Menschen der Botschaft der Kirche und dem Evangelium öffnen.“

Studierende des TSB

Um Veränderungs- und Innovationsprozesse anzustoßen, die oft komplex, manchmal schmerzhaft und immer umkämpft sind, ist es wichtig, authentisch zu sein und dadurch Vertrauen zu schaffen. Auch das wird im Studium am TSB geübt. Johannes Schneider mag den bunten und vielfältigen Themenmix im Studium. Was genau er nach dem Abschluss machen will, weiß er noch nicht, denn die Möglichkeiten sind vielfältig. Andreas Rauhut erreichen immer wieder ungeduldige Anfragen danach, wann die nächsten Absolvent:innen zu Ende studiert haben. Er ist Professor für Missionarische Kirchen- und Gemeindeentwicklung und Dozent am TSB: „Der Bedarf an Leuten mit unserem Profil ist riesig, weil sie gut qualifiziert sind und praxisnah ausgebildet werden.“

Ab sofort können sich Studieninteressierte und Praxisstellen beim TSB bewerben. Die Hochschule bringt dann beide miteinander in Kontakt. Als Studienvoraussetzung wird eine Hochschulzugangsberechtigung nach den Bestimmungen des Bundeslandes Hessen benötigt, das seit 2022 auch Zulassungsmöglichkeiten ohne Hochschulreife bietet. Praxisstellen können Gemeinden, Gemeinschaftsverbände und weitere kirchliche und diakonische Einrichtungen werden, die sich in einer Phase des Aufbruchs zu Entwicklung und Erneuerung befinden. Regelmäßig gibt es Informationstage.

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