Mit einem Katheter auf der Straße
In der nächtlichen Ambulanz erleben wir Ärzte oft die unterschiedlichsten Patienten. Einige kommen mit einem leichten Schnupfen und erhoffen sich eine ganze Tüte voll mit Medikamenten, andere hingegen lehnen jegliche Art von Behandlung und Verschreibung von Tabletten oder Antibiotika vollkommen ab. Leider hat gerade letztere Art von Patient die Einnahme von Medikamenten am nötigsten.
So zum Beispiel Lea*. Lea ist ein Gast mit einem Blasenkatheter. Sie hatte eine Bursitis mit Bursektomie im Februar. Sie wurde wegen postoperativer Wundheilungsstörung mehrfach am Knie operiert, u.a. dann auch mit kleiner Hauttransplantation. Sie sollte eigentlich länger im Krankenhaus bleiben, ist dann aber gegen ärztlichen Rat gegangen. Sie soll Antibiotika bekommen Schmerzmittel. Sie erhält von uns diese Medizin, nimmt sie jedoch vermutlich nicht. Sie verweigert die Einnahme offensichtlich, idem sie sagt: „Ich nehme es später". Den Hinweis, wie wichtig die Medikamente für sie sein, relativierte sie mit den Worten, ihr werde davon schlecht. Wir können nur hoffen, dass uns das Ermutigen zur Einnahme der Medizin gelingt, und Leas Genesung somit gefördert werden kann.
*Name geändert
Inga, ehrenamtliche Mitarbeiterin der Kältehilfe der Berliner Stadtmission
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