Martinstag aka Martins-Saison
Und wieder eine christliche Feierlichkeit, von der manche ihren Kern vergessen haben könnten oder ihnen unbekannt ist. Am 11. November ist der Martinstag und da wird, wie der Name vermuten lässt, der heilige Sankt Martin gefeiert. Das kann ganz verschieden aussehen. Dort, wo ich herkomme, sind wir von Tür zu Tür gelaufen und haben, ähnlich wie an Halloween, Süßigkeiten eingesammelt. Diese erforderten allerdings einen Preis, ein kleines Ständchen musste vorgetragen werden: „(…) und zwar laut und deutlich!“, wie es meine Mutter immer ausdrücklich vor dem Losziehen gesagt hat.
Trotz verschiedener Bräuche ist doch eins überall gleich. Alle laufen mit einer Laterne „und meine Laterne mit mir“. Besonders eindrucksvoll kommen diese vielen einzelnen Lichter dann bei dem Martinsumzug zur Geltung. Singend laufen die Kinder durch die Straßen und werden häufig von Musikkapellen, der Freiwilligen Feuerwehr oder anderen Organisationen begleitet. Doch damit ist immer noch nicht geklärt, was, oder besser gefragt, wer hier überhaupt gefeiert wird.
Sankt Martin: Im Grund war er ein Mann, wie jeder andere auch. Er beugte sich dem Willen seines Vaters, der ihn im Militär sehen wollte, obwohl der junge Martin lieber den geistlichen Weg einschlagen wollte und diente in der Armee. Was den Heiligen Martin aber auszeichnete und weswegen er ein Vorbild für die Christenheit wird, war seine Barmherzigkeit und sein treuer und fester Glaube. Die wohl bekannteste Geschichte, die man mit Sankt Martin in Verbindung bringt, ist folgende:
Wie jeder Soldat der kaiserlichen Garde in Amiens trug Martin einen Mantel über der Rüstung, der im oberen Bereich mit Fell gefüttert ist. An einem Tag im Winter begegnete Martin einem armen Mann, der unbekleidet in der Kälte fror. Nichts bei sich, außer seiner Waffe und dem Mantel teilte Martin diesen und gab ihn dem armen Mann, der sich darin einhüllte.
Die Überlieferungen berichten weiter, dass Martin in der Nacht nach dieser barmherzigen Tat einen Traum hatte, in dem ihm Jesus Christus begegnete - bekleidet mit einem halben Mantel. „Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan", erklärt Jesus seinen Jüngern (Die Bibel, Matthäus 25, Vers 40).
Martin, der später der dritte Bischof von Tours wurde, lebte diese Barmherzigkeit vor, wurde so zu einem Vorbild und war als Nothelfer und Wundertäter weitläufig bekannt. Martin sah, wo die Not war, schaute nicht weg, sondern handelte. Er wandelte als Lichtbringer durch seine Zeit und starb am 8. November 397 im Alter von 81 Jahren einen natürlichen Tod.
Diese Geschichte erinnert stark an das Wirken der Kältehilfe der Berliner Stadtmission mit ihren unglaublich vielen ehrenamtlichen Helfer:innen. Unsere Kältebusse fahren ab November durch die Straßen Berlins und spenden dort Wärme, wo Menschen von purer Kälte umgeben sind. Dies geschieht durch das Verteilen von Heißgetränken, Decken oder einer Unterbringung in eine von unseren drei Notübernachtungen. Man könnte sagen: Martinstag ist bei der Berliner Stadtmission eher eine Martins-Saison - und hoffentlich darüber hinaus!
Feierlichkeiten rund um den Martinstag
Wer ganz traditionell mal bei einem Laternenumzug oder einer Martinsgans dabei sein will, kann an einer der Veranstaltungen in unseren Einrichtungen teilnehmen. Herzliche Einladung!