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  • 27.10.2023

Reformation: Süßes für alle, Saures für die Kirche

Martin Luther als Statue

Der 31. Oktober ist bei vielen im Kalender als Halloween vermerkt. An diesem Tag wird gefeiert, um Süßigkeiten gebettelt und das wichtigste: Es wird sich verkleidet. Das ist die eine Art, diesen Abend zu verbringen. Blicken wir allerdings mal in Richtung Kirche, sieht man, dass dort der Tag ganz anders gestaltet wird. Reformationstag ist das Stichwort. Aber was soll das bitte sein?! Eins, zwei Dinge fallen uns vielleicht noch ein, z.B. aus dem Reli-Unterricht. Martin Luther, 95 Thesen, Kritik … aber da hört‘s dann auch schon auf.

Wie verknüpfen wir jetzt diese wahllosen Stichpunkte und fügen sie zu einer zusammenhängenden, sinnvollen Geschichte zusammen?

aufgeschlagene Bibel

Fangen wir mal ganz vorne an:
Wie der Name schon vermuten lässt, handelt es sich bei dem Reformationstag um Reformation, also Neuorientierung, Erneuerung der Kirche. Nun stellt sich allerdings die Frage, warum? Hier kommt der Name Martin Luther ins Spiel. Er war ein Mönch und Theologieprofessor, der laut Überlieferungen im Jahre 1517, 95 Thesen, sprich Ansichten oder Meinungen, an eine Kirchentür in Wittenberg geschlagen hat. In diesen „Ansichten“ kritisierte Luther äußerst scharf die katholische Kirche. Vor allem die Abzocke von Menschen durch Ablassbriefe prangert er dabei an. Die katholische Kirche nutze die Angst der Bürger vorm „jüngsten Gericht“ aus, indem sie behauptete, dass durch bestimmte Geldbeträge Sünden vergeben werden können. Somit kam die Kirche zu großen Reichtümern. Sie missbrauchten ihre Machtposition und ihren Einfluss auf die Gesellschaft, ganz im Widerspruch zum eigentlichen Kern des christlichen Glaubens.

offene Kirchentür

Luther wollte über diese verdrehten Verhältnisse aufklären und die Menschen wieder zurück zum christlichen Grundsatz führen. Denn dieser lebt davon, dass wir Menschen von unseren Sünden durch Jesu Tod am Kreuz ein für alle Mal befreit sind. Durch die darauffolgende Wiederauferstehung (Ostern) wurde der Tod überwunden und uns trennt seither nichts mehr von Gott und dem ewigen Reich. Man muss nämlich nichts leisten, um die Liebe Gottes zu empfangen – schon gar nicht geldlich. Somit sind Ablassbriefe und ständige Ängste überflüssig und können durch Zuversicht und Vertrauen in die Liebe Gottes verdrängt werden.

Mit gehörigen „ups and downs“ führten jene Thesen von Luther schließlich zur Entstehung der evangelischen Kirche. Und auch heute dürfen wir es, als Inspiration sehen, Kirche immer wieder neu zu denken, menschgemachte Traditionen zu kritisieren und reflektieren, um den Grundsatz des christlichen Glaubens nicht zu vergessen. Gottes Liebe zu den Menschen steht im Zentrum und die Tür zu ihm steht immer offen. Darum feiern wir am 31. Oktober jedes Jahr diese Erneuerung.

Wir wünschen einen frohen Reformationstag!

Und hier für alle Lesefaulen noch einmal in Videoform zusammengefasst: