Menschen und Geschichten
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  • 21.12.2023

„weihnachtenistmehr“

Mit diesem Ein-Wort-Satz und der Frage „Was bedeutet Weihnachten für dich?“ wirbt ein großes Berliner Kulturkaufhaus auf Rollplakaten in Bahnhöfen und auf digitalen Plattformen.
Der Marketing-Kniff: Es werden persönliche Geschichten von Weihnachtserlebnissen gesammelt, die – rein zufällig ;-) – darauf hinauslaufen, dass unterm Weihnachtsbaum unbedingt ein Buch liegen muss. Geschickt gemacht.

geschmückter Hof im Schnee

Viele Menschen – ich selbst gehöre dazu – lassen sich berühren von „weihnachtlicher Atmosphäre“, Lichterglanz, Musik und erst recht, wenn dann noch alles mit Schnee überzuckert ist, wie am Anfang dieses Advents im Innenhof unseres Martas Hotel Albrechtshof. Weihnachten ist aber in einem ganz anderen Sinne mehr. Nicht nur für romantisch veranlagte Charaktere oder Bücherwürmer. Sondern auch für „Weihnachtsmuffel“.

Warum? Weil der ursprüngliche Anlass dieses Festes so vollkommen unromantisch war, vielmehr: prekär, unbehaust, stressig. Die Geburt von Jesus, diesem einzigartigen Gotteskind, vor 2000 Jahren in Bethlehem war harte Lebensrealität. Und das größte Geschenk, was den Beteiligten (Maria und Josef, die Hirten, Nachbarn, Weisen usw.) erst langsam aufging: In diesem Kind setzt sich Gott selbst der harten Lebensrealität aus, unromantisch solidarisch bis zum Letzten.

Kältebusfahrer teilt Getränke aus

Kern des christlichen Glaubens ist nicht, dass wir es uns nett miteinander machen, ist auch nicht eine Institution, nicht mal eine Religion. Der große Theologe und Widerstandkämpfer im Dritten Reich, Dietrich Bonhoeffer, forderte in der Nazi-Haft im Tegeler Gefängnis sogar ein „religionslos-weltliches“ Verständnis der christlichen Lehre. Dazu gehört sein berühmter Satz: „Die Kirche ist nur Kirche, wenn sie für andere da ist.“ Genau das versuchen wir bei der Berliner Stadtmission in den unterschiedlichsten Einrichtung auf jeweils eigene Art und Weise das ganze Jahr über, aber vielleicht rund um Weihnachten nochmal besonders. Denn Weihnachten ist mehr als schöne Stimmung.

Der rheinische Kabarettist Hans-Dieter Hüsch hat das mal in einem Weihnachssegen so formuliert:
„Wir bitten Gott, den Allmächtigen, Er möge uns behilflich sein:
Dass wir Weihnachten nicht wie Karneval feiern,
Dass wir das Wunder von Bethlehem nicht mit einem Musical plus Domführung plus Reeperbahn plus Hafenrundfahrt und Rhein in Flammen verwechseln,
Sondern dass wir die Stille und das Heilige, nicht mir in der Nacht, neu entdecken –
Unser kleines und endliches Sein spüren, aber mit Jesus Christus gleichsam neu auf die Welt kommen, auch wenn wir schon betagt sind.
Große Freude ist uns verkündigt worden, soll in uns Leben, Erbarmen und Zuversicht werden, uns begleiten.
Christus ist unter uns, urjung und uralt, Freiheit und Erlösung als Geschenk.“

In diesem Sinne ein gesegnetes Weihnachtsfest!
Gerold Vorländer, Leitung Dienstbereich Mission