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  • 10.08.2023

Wissenschaftspreis für Studie über Quarantänestation

Von Mai 2020 bis April 2022 bot die Quarantänestation der Berliner Stadtmission Menschen ohne eigenen Wohnraum mit einer SARS-CoV-2-Infektion in Berlin die Möglichkeit der 14-tägigen Isolierung. Auf dem Kongress für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin (KIT) im Juni 2023 in Leipzig erhielt Merle Hörig, damalige Mitarbeiterin in der Quarantänestation, den dritten Posterpreis für die Auswertung der Daten aus der Quarantänestation. Das Preisgeld in Höhe von 500 Euro wurde der Stadtmission als Spende für die Straßenambulanz übergeben.

Übergabe des Preises
Dr. Lukas Murajda (links), Leiter des Gesundheitsamtes Berlin-Mitte, der den Preis stellvertretend entgegennahm. Die Preisverleihung auf dem KIT-Kongress erfolgte durch die wissenschaftliche Leitung des Kongresses, Prof. Susanne Herold (Mitte), und Prof. Christoph Lübbert (rechts).

«Du wirst in einem Quarantänebereich individuell versorgt – auch wenn Du konsumierst» heißt es im COVID-19-Informationsvideo, das die Charité gemeinsam mit Gästen und Mitarbeitenden der Berliner Stadtmission im Winter 2021 erstellt hat. Dass die Quarantänestation der Berliner Stadtmission diesem Anspruch gerecht geworden ist, zeigt die Analyse der Daten aus der Quarantänestation, die Merle Hörig, ehemalige Mitarbeiterin der Quarantänestation, für ihre Doktorarbeit im Rahmen ihres Medizinstudiums an der Charité unternommen hat. Die Studie war eine Kooperation der Berliner Stadtmission mit dem Gesundheitsamt Berlin-Mitte, dem Robert Koch-Institut und dem Institut für Internationale Gesundheit der Charité.

Für Menschen, die in Berlin ohne eigenen Wohnraum leben, war die COVID-19-Pandemie eine besondere Herausforderung. Zentrale Schutzmaßnahmen wie Kontaktbeschränkungen, Einhaltung von Hygienemaßnahmen und Ausgangssperren, aber auch die häusliche Quarantäne und Isolierung waren für viele kaum umsetzbar. Die prekären Lebensbedingungen auf der Straße und in Notunterkünften sowie der eingeschränkte Zugang zur Gesundheitsversorgung setzte sie zudem einerseits einem erhöhten SARS-CoV-2-Infektionsrisiko aus, zum anderen bedingen sie oftmals ein erhöhtes Vorkommen von Vorerkrankungen. Dies kann ein erhöhtes Risiko für einen schweren COVID-19-Krankheitsverlauf zur Folge haben.

Merle Hörig bei der Poster-Präsentation der Daten aus der Quarantänestation auf dem KIT-Kongress 2023 in Leipzig.

Von Mai 2020 bis April 2022 bot die Quarantänestation der Berliner Stadtmission Menschen ohne eigenen Wohnraum mit einer SARS-CoV-2-Infektion in Berlin die Möglichkeit der 14-tägigen Isolierung. Medizinische und soziale Bedarfe wurden dabei berücksichtigt. So waren z. B. die Versorgung chronischer Erkrankungen, die Bereitstellung von Substitution sowie Sozialberatung zur Klärung offizieller Angelegenheiten wichtige Bestandteile des Konzepts. 

Auf dem Kongress für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin (KIT) im Juni 2023 in Leipzig erhielt Merle Hörig den dritten Posterpreis für die Auswertung der Daten aus der Quarantänestation. Das Preisgeld in Höhe von 500 Euro wurde der Stadtmission als Spende für die Straßenambulanz übergeben.

Das Fazit der Studie war: Die Quarantänestation der Stadtmission ermöglichte den Patient*innen eine hohe Compliance mit der Isolation und einen Zugang zu adäquater medizinischer Versorgung. Trotz einer hohen Rate an Vorerkrankungen war nur in wenigen Fällen eine Aufnahme ins Krankenhaus aufgrund der COVID-19-Erkrankung notwendig. Personen mit Substanz- oder Alkoholkonsum konnten die Isolation durch das Substitutionsprogramm erfolgreich beenden. Die Inanspruchnahme der Angebote zeigte, dass Sprachmittlung, psychologische Betreuung und Sozialberatung weitere wichtige Bestandteile der Einrichtung waren. Darüber hinaus bot die Quarantänestation eine sichere Unterkunft für einen bestimmten Zeitraum und die Möglichkeit, medizinische und soziale Probleme, die nicht im Zusammenhang mit COVID-19 standen, anzugehen. Die positiven Auswirkungen der Bereitstellung einer sicheren Unterkunft für Menschen ohne eigenen Wohnraum in Verbindung mit sozialen und medizinischen Angeboten sprechen für einen ähnlichen Ansatz bei anderen Gesundheitszuständen.