Dritter Advent in der City-Station

3. Advent: Geschichten aus der City-Station

Die schwarz-blauen Striemen am Arm der Besucherin fallen Leonie Schäfer sofort auf. Raluca* bricht in Tränen aus, als die Sozialarbeiterin sie in der City-Station der Berliner Stadtmission darauf anspricht. In der Tagesstätte werden wohnungslose, obdachlose und von Armut betroffene Menschen begleitet und Bedarfe ihres täglichen Lebens erfüllt: Wäsche waschen, eine warme Mahlzeit oder duschen.

* Zum Schutz der Person haben wir den Namen anonymisiert.

Frau berät Klientin

Weinend erzählt Raluca der Sozialarbeiterin, dass ihr Partner sie tags zuvor schwer misshandelt hat. Um in Ruhe sprechen zu können, ziehen sich die beiden Frauen in den Beratungsraum zurück.

Damit sie Menschen wie Raluca, denen Gewalt wiederfahren ist, besser unterstützen kann, hat Leonie Schäfer sich zur Opferberaterin ausbilden lassen.

Mit Hilfe einer Übersetzungs-App klärt sie ihre staunende Klientin darüber auf, dass sie eine Strafanzeige stellen kann. Ohne zu zögern lässt Raluca sich auf den anstrengenden Prozess ein. Zuerst wird sie von der Polizei befragt und später werden die Verletzungen, die ihren ganzen Körper bedecken, in einer Klinik untersucht. Leonie Schäfer begleitet sie, hilft ihr ruhig zu bleiben und bietet ihr auch an, einen Platz im Frauenhaus für sie zu organisieren. Am Ende des Tages geht die Anzeige schließlich raus.

Die Sozialarbeiterin ist dankbar, dass sie mit ihrer niedrigschwelligen Beratung dazu beitragen kann, Gewalttaten an wohnungslosen und obdachlosen Menschen sichtbar zu machen. Denn in Statistiken tauchen diese kaum auf. Viele haben zudem Hemmungen, sich an die Polizei zu wenden. Ein Recht auf Opferschutz haben sie natürlich dennoch und das möchte Leonie Schäfer mit ihrem in Berlin einzigartigen Projekt bekannt machen. 

Ein Blick in die City Station (C) Max Schäfer

Helfen Sie Projekten wie der City-Station, trotz gestiegener Kosten, über den Winter zu kommen. Damit erlauben Sie den Mitarbeitenden, Menschen mit ihren individuellen Bedürfnissen mit Herz und auf Augenhöhe zu begegnen. Oft finden Hilfsbedürftige dadurch wieder Zugang zu ihrem eigenen Wert und machen sich auf den Weg, ungesunde Beziehungen und Verhaltensweisen hinter sich zu lassen.