Erster Advent in der NÜ-1

1. Advent: Begegnungen in der Notübernachtung

Es ist dunkel und die Temperaturen sind unter null Grad gesunken. Mit vielen anderen warten Marie* und Jan* schon seit über zwei Stunden darauf, dass die Notübernachtung in der Lehrter Straße um 20 Uhr ihre Türen öffnet. Bibbernd betritt das Anfang Zwanzigjährige Pärchen endlich die erleuchteten Räume. Alle Ankommenden werden kontrolliert: Waffen, Alkohol und Drogen sind drinnen verboten. Zudem schauen Mitarbeitende nach, ob die Gäste Krätze oder Läuse haben. Einrichtungsleiterin Anna Behnke sieht sofort, dass sich Läuse in den langen, verfilzten Haaren der beiden eingenistet haben. „Die müssen wir behandeln,“ sagt sie lachend und zieht die Augenbrauen hoch. Wie soll sie nur mit dem Kamm durch diese Filzlocken kommen? „Kannst du uns die Haare vielleicht gleich schneiden?“, fragt Marie schüchtern. Anna Behnke ist erleichtert. Nachdem sie den beiden schicke Kurzhaarschnitte verpasst hat, stehen sie vor dem Spiegel: „Schau doch mal wie toll ich aussehe!“, ruft Marie strahlend ihrem Freund zu. Später löffeln sie einen warmen Hühnereintopf und erzählen Anna, dass sie sich schon lieben, seitdem sie Teenager sind. Die vergangenen Jahre hätten sie gemeinsam auf der Straße verbracht und sich gegenseitig Halt gegeben. Leider könne ihr Kind nicht bei ihnen leben. 

Begegnungen wie diese haben Anna und ihr größtenteils ehrenamtliches Team täglich – genauso wie viele andere Mitarbeitende der Stadtmission. Oft reichen kleine, liebevolle Gesten, um obdachlosen Menschen zu zeigen, dass auch sie wertvoll sind und dazugehören. Eine dieser vielen kleinen Begegnungen ermuntert sie vielleicht eines Tages, anderen Menschen Vertrauen zu schenken und sich von ihnen in ein Leben abseits der Straße begleiten zu lassen.

*Namen geändert 

Unsere drei Notübernachtungen sind nicht nur auf ehrenamtlich Mitarbeitende angewiesen, sondern benötigen auch Spenden.

Mit 10 Euro können Sie einen Beitrag zum Kauf von Gemüse für den Eintopf leisten. 

Mit 30 Euro helfen Sie dem Team, Verbandsmaterial für wundgelaufene Füße oder Läuseshampoo kaufen zu können. 

100 Euro finanzieren die wöchentlichen Gebühren für eine Übersetzungshotline, damit sich das Team auch mit Menschen verständigen kann, die kein Deutsch sprechen.