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  • 28.07.2022

Im Hotel in ein neues Leben starten

Ein neues Projekt: SuN

Im Oktober 2021 startete das Projekt Schutz und Neustart für Menschen ohne Obdach, kurz SuN. Das von der EU geförderte Projekt soll Männern und Frauen helfen, die sozial besonders benachteiligt sind, insbesondere wohnungslose und auf der Straße lebende Menschen.
Die SuN ist das Nachfolge-Projekt der Unterkunft zur Anspruchsklärung (UzA), die bis Ende August mehrere hundert obdachlose Menschen beherbergte. Wie die UzA operiert auch die SuN nach den Prinzipien von Housing-First.

Housing-First ist ein Ansatz im Umgang mit Obdachlosigkeit, der die Vermittlung einer permanenten Bleibe zur ersten Priorität macht. Menschen, die teilweise lange Zeit auf der Straße gelebt haben, können in einer Unterkunft erstmal zur Ruhe kommen. Die SuN bietet eine sichere Umgebung, feste Mahlzeiten, ein eigenes, richtiges Bett und ein Zimmer, in das man sich für etwas Privatsphäre zurückziehen kann.  Wenn solche Grundbedürfnisse gedeckt sind, ist es physisch und psychisch eher möglich, andere Hilfsangebote wahrzunehmen. Eine feste Adresse ist außerdem oft die Bedingung, um Ausweisdokumente beantragen zu können oder krankenversichert zu werden.

Ein neues Zuhause

Mitte November zog das Projekt aus der Lehrter Straße zu Gast in das Hotel Augustinenhof. Hier ist Platz für über 80 Personen. Neben vielen Doppelzimmern gibt es Zimmer für Paare und Einzelzimmer, einige davon sind barrierefrei. Eine Etage nur für Frauen gewährleistet besonderen Schutz. Alle Zimmer sind mit eigenem Bad ausgestattet und laden durch die hellen Farben und die schöne Einrichtung zum Wohlfühlen ein. Im Haus sind zwei Aufenthaltsräume, ausgestattet mit Fernseher und Tischtennisplatte. Der schöne Innenhof wurde von einem Bewohner mit Blumen bestückt, die kleine Teeküche ist ein weiterer Treffpunkt. Im Medi-Zimmer findet dreimal in der Woche eine Sprechstunde mit einer medizinischen Fachangestellten statt. In der großzügigen Kantine gibt es jeden Tag Frühstück, Mittagessen und Abendbrot. Häufig helfen Bewohnende freiwillig bei der Zubereitung und Ausgabe der Mahlzeiten mit.

Freizeitangebote

zwei Männer spielen Tischtennis

Im Essensraum findet unter anderem das Sprach-Café statt, bei dem die Bewohnende ihre Deutschkenntnisse verbessern können. Glücklicherweise lässt die Corona Situation es momentan zu, dass wieder mehr Gruppenaktivitäten angeboten werden. Neben einem Spieleabend, Kunst- und Kreativkursen konnten auch Kinoabende stattfinden. Für die Zukunft noch weitere Aktivitäten und Ausflüge geplant. Zum Team gehören zwei Psychologinnen und drei Sozialarbeiter:innen, die den Bewohnenden für Gespräche zur Verfügung stehen. Eine Job-Coachin hilft dabei, wieder ins Berufsleben zu starten. Das Housekeeping-Team putzt Zimmer, tauscht Glühbirnen aus und kümmert sich darum, dass sich alle wohlfühlen.

Meilensteine feiern

Mann sitzt an einem Tisch

Das Projekt hat sich schnell rumgesprochen und seit Eröffnung der SuN sind die Plätze im Hotel heiß begehrt. Vor allem seit die meisten Notunterkünfte für den Sommer geschlossen haben, ist die Nachfrage groß. Die Bewohnenden fühlen sich sehr wohl im Haus. Ein Bewohner erzählt, er habe ein neues Zuhause und eine neue Familie in der SuN gefunden. Konflikte kommen natürlich auch mal vor, diese bestimmen aber nicht die Stimmung im Haus. Bewohnende saugen und putzen freiwillig das Haus und zeigen so ihre Dankbarkeit. Die positive Atmosphäre wird auch sichtbar durch die vielen Geschenke, die abgegeben werden, z.B. Blumen, Zimmerpflanzen, Kuscheltiere und Süßigkeiten für die Mitarbeitenden.

Die SuN ist ein wichtiges Projekt, um Obdachlosigkeit nachhaltig zu bekämpfen und Menschen neue Hoffnung zu schenken. Einige Erfolge und Meilensteine auf dem Weg aus der Obdachlosigkeit wurden hier mit den Bewohnenden bereits gefeiert.

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