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  • 30.03.2023

Karfreitag und Ostern – Tod und Leben

Pflanze im Sonnenschein

von Gerold Vorländer
Leitender Missionarischer Mitarbeiter

Zusammen mit den bunten Krokussen, die immer einige Wochen Vorsprung haben, sind die Osterglocken für mich Inbegriff des Frühlings. Auch wenn die letzten Winter insgesamt viel zu mild waren (Klimawandel!), zeigte sich der Winter im März nochmal von der hartnäckigen Sorte, so auch in der zurückliegenden Woche. Ich erinnere mich noch gut an unseren ersten Allgäu-Urlaub in den Osterferien. Damals war ich 6 Jahre alt. Die Nordhänge waren noch mit meterhohem Schnee bedeckt. Aber auf den Südhängen fraß die Sonne den Schnee weg. Und wo der Boden zum Vorschein kam, entfalteten sich zwischen braun-grünen Kräutern sofort die ersten Frühlingsblumen mit ungeheurer Intensität, selbst wenn wenige Meter weiter noch Schnee und Eis das Regiment führten.

Wenn wir Winter und Frühling symbolisch Verstehen als den Kampf zwischen der Macht des Todes und dem Leben, dann nimmt die Dramatik in unserer Welt anscheinend von Jahr zu Jahr zu. Der Krieg in der Ukraine, brutalste Brutalität von Machthabern und „War-Lords“ im Nahen Osten, Afrika, Mittelamerika usw. lassen eher an zunehmende Kälte als an Frühlingserwachen denken. Und die Ignoranz der meisten Menschen und der Politik (bei uns und anderswo) gegenüber unseren mega-dringenden Aufgaben im Klimaschutz offenbaren eine unfassbare Herzenskälte gegenüber nachfolgenden Generationen und Gottes Schöpfung. Es bräuchte einen Frühling in den Herzen und Köpfen! Ich erinnere mich an ein romantisches Chorlied, das in der Zeit meiner Kindheit unser gemischter Chor mehrfach vortrug. Ein Lied, das vom trotzigen Kampf des Winters gegen den Frühling erzählte:

Und dräut der Winter noch so sehr mit trotzigen Gebärden,
Und streut er Eis und Schnee umher, es muss doch Frühling werden.
Und drängen die Nebel noch so dicht sich vor den Blick der Sonne,
sie wecket doch mit ihrem Licht einmal die Welt zur Wonne.

Dieses Lied schwebt in allen Strophen zwischen realer Naturbeschreibung und symbolischem Verständnis im Hinblick auf die Lebensstürme und Todesmächte, die uns bedrohen und einschüchtern wollen. Die Bibel sagt: Jesus Christus hat dem Tode die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht durch das Evangelium. (2. Tim.1,10)

Wie in jedem Jahr Winter und Frühling aufeinander folgen, so feiern Christen in jedem Jahr Karfreitag und Ostern. Karfreitag sagt: Jesus Christus hat Sturm und Eis des menschlichen Winters bis in die Tiefe des Todes durchlitten. Ostern sagt: Er hat den Kampf mit dem Tod gewonnen und so den Frühling des ewigen Lebens im Licht Gottes zu uns gebracht. Karfreitag und Ostern: Durch Jesus gibt es in jedem Fall ein leuchtendes Danach. Im Mittelteil des Liedes wird der Frühling, der kommen wird, in leuchtenden Farben beschrieben.
Und dann heißt es:

Drum still und wie es frieren mag, o Herz gib dich zufrieden,
es ist ein großer Maientag der ganzen Welt beschieden.
Und wenn dir oft auch bangt und graut, / als sei die Höll auf Erden,
nur unverzagt auf Gott vertraut, es muss doch Frühling werden!

Bleiben Sie diesem Gottvertrauen auf der Spur
und trotzen Sie dem Winter!