Zweiter Advent in der Kleiderkammer

2. Advent: Geschichten aus der Kleiderkammer

17 Jahre war die Straße Jakubs* Zuhause. Der Mitte 40-Jährige aus Polen hat es wegen seines Alkoholismus nie geschafft, irgendwo Fuß zu fassen. Sowohl in Einrichtungen als auch bei Jobs musste er immer wieder gehen.

Im Oktober 2021 begann er, täglich sechs Stunden gegen Aufwandsentschädigung in der Kleiderkammer der Berliner Stadtmission zu arbeiten. Mit Hilfe eines Tablets trug er die Namen der Gäste in das System ein und verschaffte sich einen Überblick, was sie in letzter Zeit erhalten haben. Denn die Kleiderausgaben sind klar reglementiert und die Schlange ist lang.  

Wenn es zu Problemen mit Gästen kam, rief Jakub die Leiterin, Anna Gindiner, die für ihn fast so etwas wie eine Mutter geworden war. Meist reichte es, wenn die temperamentvolle Frau ihren Kopf zur Tür rausstreckte, um Gäste zur Vernunft zu bringen. Jakub war ihr ans Herz gewachsen. Sie hat den treuen Mitarbeiter immer wieder mit Papieren und bei Schritten in die Zukunft unterstützt.

* Zum Schutz der Person haben wir den Namen angepasst

Auch weil er sich als Helfer der Kleiderkammer bewährt hat, wurde Jakub in das Projekt SuN (Schutz und Neustart) der Berliner Stadtmission aufgenommen. Dort konnte er mit Hilfe der Sozialarbeitenden weitere Zukunftsschritte erarbeiten. Inzwischen hat er ein Zimmer im Betreuten Wohnen bezogen und in der Kleiderkammer einen Minijob angetreten.

„Was brauchst du heute?“, fragt der große blonde Mann gut gelaunt einen älteren Herrn, der Stammgast bei der Kleiderkammer ist. „Schuhe kaputt,“ sagt der Gast in gebrochenem Deutsch und zeigt auf seine Turnschuhe, die kaum noch als solche erkennbar sind. „Alles klar. Sonst noch etwas?“, fragt Jakub. „Ja, warme Jacke, bitte.“ Jakub trägt beides in das Tablet ein und begrüßt den nächsten der mehr als 100 Bedürftigen, die hier täglich versorgt werden. Kurze Zeit später kommt ein anderer ehrenamtlicher Mitarbeiter aus den Räumen und übergibt dem Gast eine warme Jacke und Turnschuhe in Größe 45. „Danke, Gott segne dich“, verabschiedet sich der Gast.

Seit der Inflation und den steigenden Energiepreisen beobachten wir einen starken Rückgang an Sachspenden. Aktuell sind unsere Kleiderkammern oft wie leergefegt. Zudem steigen auch unsere Kosten für die Sortierung und Logistig der Sachspenden. 

Unterstützen Sie uns mit Ihrer Sach- oder Geldspende, um auch in diesem Winter die täglichen Bedarfe der Hilfesuchenden erfüllen zu können!